Aufnahme von Eicosapentaensäure (EPA)
EPA kann sowohl über die Nahrung, vor allem durch Öle von fettreichen Meeresfischen, wie Makrele, Hering, Aal und Lachs, zugeführt als auch im menschlichen Organismus aus der lebensnotwendigen(essentiellen) Alpha-Linolensäure gebildet (synthetisiert) werden [1, 7, 9, 11, 17, 18].
Synthese von Eicosapentaensäure (EPA)
Alpha-Linolensäure ist derVorläufer (Präkursor)für diekörpereigene (endogene)Synthese von EPA und gelangt ausschließlich über die Nahrung, hauptsächlich durch pflanzliche Öle, wie Lein-, Walnuss-, Raps- und Sojaöl, in den Körper [9, 20]. Durch Umbau der chemischen Strukturwird alpha-Linolensäurevon weißen Blutkörperchen (Leukozyten)und Leberzellen zu EPA verstoffwechselt(mobilisiert) [1, 8, 9, 16, 18].
Frauen weisen im Vergleich zu Männern eine effektivere EPA-Synthese aus alpha-Linolensäure auf, was auf die Effekte des Östrogens zurückgeführt werden kann [4, 9]. Während gesunde junge Frauen etwa 21 % der über die Nahrung (alimentär)zugeführten alpha-Linolensäure zu EPA umwandeln[2], wird bei gesunden jungen Männern die alpha-Linolensäure aus der Nahrung nur zu etwa 8 % zu EPA umgesetzt [3].
Die bei der Umwandlung beteiligten Enzyme (delta-6- und delta-5-Desaturase,Fettsäure-Elongase) sind neben der EPA-Synthese aus alpha-Linolensäure auch an der Herstellung derArachidonsäure aus Linolsäure (Omega-6-Fettsäuren)beteiligt. Somit konkurrieren die alpha-Linolensäure und die Linolsäure um die gleichen Enzymsysteme bei der Herstellung anderer biologisch wichtiger mehrfach ungesättigter Fettsäuren, wobeidie alpha-Linolensäure eine höhere Bindungsstärke (Affinität) zu einem Enzym aufweist.
Wird also mehr Linolsäure als alpha-Linolensäure zugeführt, wird vermehrt die entzündungsfördernde (proinflammatorische) Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure gebildet. Die körpereigene Synthese der entzündungshemmenden (antiinflammatorischen) Omega-3-Fettsäure EPA sinkt dadurch [4, 8, 11, 15].Ein ausgewogenes Verhältnis der über die Nahrungaufgenommenen Linolsäure zur alpha-Linolensäure ist daher von großer Relevanz[11, 15].
Nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren der Nahrung im Sinne einer präventiv wirksamen Zusammensetzung 5:1 betragen [6, 8, 10, 11, 17, 18].
Resorption von Eicosapentaensäure (EPA)
EPA kann in der Nahrung sowohl in freier Form als auch gebunden in Fetten (Triglyceriden - Bindung von drei Fettsäuren an Glycerin)und phosphorhaltigen Fetten (Phospholipiden) vorliegen, die im Mund, Magen undDünndarm (Gastrointestinaltrakt)einem mechanischen und enzymatischen Abbau unterliegen.
Die aus dem Abbau hervorgehenden Produkte (Gylcerin mit nur noch einer Fettsäure wie EPA/einer Phorphorsäure verbunden/freie Fettsäuren, darunterEPA) vereinen sich im Dünndarm mit beispielsweise Cholesterol und Gallensäuren zu kugelförmigen Gebilden (Micellen), die die Aufnahme der fettlöslichen Substanzen in die Zellen des Dünndarmepithels (Enterozyten) ermöglichen, indem die Lipidmoleküle an ihrer Außenseite wasserlösliche Substanzen tragen[1, 8, 10, 11, 14].
In den Zellen des Dünndarmepithels (Enterozyten) wird EPA an Fettsäure-bindendeProteinegebunden. Die anschließende Aktivierungermöglicht zum Einen die Resynthese von Triglyceriden und Phospholipiden in einem strukturreichen, großflächigenZellorganell(glattes endoplasmatischesRetikulum) und zum Anderen die Aufnahme weiterer Fettsäuren in die Zellen[1, 8, 10, 11].
Es folgt die Aufnahme (Inkorporation) der EPA-enthaltenden Molekülein sogenannteChylomikronen (Lipoprotein). Diesebestehen aus sowohl Fett- als auchProteinbestandteilen, sodass siefür den Transport der im Darm aufgenommenen Nahrungsfette zu peripheren Geweben und zur Leber zuständig sind [1, 10, 11].Die Fettaufnahme (Fettabsorption)beträgt unter physiologischen Bedingungen zwischen 85-95 %.
Transport und Verteilung Eicosapentaensäure (EPA) im Körper
Die lipidreichen Chylomikronen (zu 80-90 % aus Triglyceriden bestehend) werden in die Zwischenräume der Zellen des Dünndarmepithels (Enterozyten) abgesondert (sezerniert)und über die Lymphe abtransportiert. Über das Lymphsystem gelangen die Chylomikronen in die Venen des Blutkreislaufs.
Während des Transports zur Leber wird ein Großteil der Bestandteile derChylomikronen in Glycerin und freie Fettsäuren, darunter EPA, gespalten, die von peripheren Geweben, wie Muskulatur und Fettgewebe aufgenommen werden [1, 8, 10, 11]. Durch diesen Vorgang werden die Chylomikronen zu Chylomikronen-Restpartikeln (CM-R, fettarme Chylomikronen-Remnants) abgebaut, die an spezifische Rezeptoren der Leber binden.
Nach Bindung der freigesetzten EPA an ein Fettsäure bindendes Protein im Zellplasmakommt es zumWiederaufbau (Reveresterung)von Triglyceriden und Phospholipiden. Diese könnenin der Leber weiter verstoffwechselt (metabolisiert) und/oder mit Hilfe fetthaltiger Lipoproteine mit sehr geringer Dichte(VLDL, very low density lipoproteins) über den Blutkreislauf zu Geweben außerhalb der Leber (extrahepatisch) transportiertwerden[8, 10, 11].
Indem im Blut zirkulierendes VLDL an periphere Zellen bindet, werden die Triglyceride gespalten und die dabei freiwerdenden Fettsäuren, darunter EPAnach innen aufgenommen (internalisiert). Daraus resultiert der Abbau (Katabolismus)von VLDL zu IDL (intermediate density lipoproteins) und anschließend zu LDL (low density lipoproteins; cholesterinreiche Lipoproteine geringer Dichte), das periphere Gewebe mit Cholesterin versorgt [9, 10, 11].
In den Zellen der Zielgewebe, wie Blut, Leber, Gehirn, Herz und Haut, kann EPA – je nach Funktion und Bedarf der Zelle – in die Phospholipide der Zellmembranen sowie der Membranen von Zellorganellen, wie Mitochondrien ("Energiekraftwerke" der Zellen) und Lysosomen (Zellorganellen mit saurem pH-Wert und Verdauungsenzymen), eingebaut werden. Es dient weiterhinals Ausgangssubstanz zur Synthese von entzündungshemmenden (antiinflammatorischen) hormonähnlichen Substanzen, die als Immunmodulatoren und Neurotransmitter wirken (Eicosanoidewie Prostaglandineund Leukotriene), verwendetbeziehungsweise in Form von Triglyceriden gespeichert werden [1, 5, 10, 13, 14, 18, 19].
Zahlreiche Untersuchungen konnten zeigen, dass die enthaltenen Fettsäurender Phospholipide in den Zellmembranen (Fettsäuremuster)stark von der Fettsäurezusammensetzung der Nahrung abhängt. So bewirkt eine hohe EPA-Zufuhr eine Erhöhung des Anteils an EPA in den Phospholipiden der Plasmamembranen durch Verdrängung der Arachidonsäure (Omega-6-Fettsäure)und damit eine Erhöhung der Membranflüssigkeit (Fluidität)[8].
Abbau von Eicosapentaensäure (EPA)
Der Abbau (Katabolismus)von Fettsäuren findet in allen Körperzellen statt und ist in den"Energiekraftwerken"der Zellen, den Mitochondrienlokalisiert. Ausgenommen sindrote Blutkörperchen (Erythrozyten), die keine Mitochondrien besitzen, sowie Nervenzellen, denen die fettsäureabbauenden Enzyme fehlen. Der Reaktionsablauf des Fettsäureabbauswird auch als ß-Oxidation bezeichnet. In der ß-Oxidation werden die zuvor aktivierten Fettsäuren (Acyl-CoA) in einem Zyklus, der wiederholt durchlaufen wird, oxidativ zuaktivierter Essigsäure (Acetyl-CoA)abgebaut. Dabei wird Acyl-CoA pro "Durchlauf" um 2 C-Atome – entsprechend einem Acetyl-CoA – gekürzt [11, 12].
In der Mitochondrienmatrix wird EPA-CoA in die ß-Oxidation eingeschleust und durchläuft den Zyklus mit dem Resultat einerum 2 C-Atomeverkürzten EPA[8, 12]. Vor Eintritt in den nächsten Reaktionskreislauf erfolgt die Umwandlung von Doppelbindungen durch ein Enzym. Nach erneutem Durchlauf zweier ß-Oxidationszyklen und Verkürzung der Fettsäurekette um weitere 2 x 2 C-Atome erfolgt die nächste Konfiguration einer Doppelbindung [8, 12].
Die aus dem EPA-Abbau hervorgehenden Acetyl-CoA werden in den Energiestoffwechsel (Citratzyklus, Atmungskette) eingebracht und gemeinsam mit den reduzierten Coenzymen der ß-Oxidation zur Energiegewinnung in Form von Adenosintriphosphat (ATP,universelle Form unmittelbar verfügbarer Energie) genutzt[8, 11, 12].
Ausscheidung von Eicosapentaensäure (EPA)
Unter physiologischen Bedingungen sollte die Fettausscheidung mit dem Stuhl bei einer Fettzufuhr von 100 g/Tag aufgrund der hohen Aufnahmerate (85-95 %) nicht mehr als 7 % betragen [8].
Fettsäurestoffwechsel – Omega-3-Typ (Graphik)
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